Parteitag der Davongekommenen: Vor 65 Jahren: XVIII. Parteitag der KPdSU – Bilanz der Säuberungen und Signale nach Berlin

Von Hans-Werner Klausen

Vom 10. – 21. März 1939 tagte in Moskau der XVIII. Parteitag der KPdSU. Der vorangegangene XVII. Parteitag (26. Januar – 10. Februar 1934) war in der offiziellen Propaganda als „Parteitag der Sieger“ (ein halbes Jahr vorher fand in Nürnberg der „Parteitag des Sieges“ statt) bezeichnet worden. Den XVIII. Parteitag könnte man als „Parteitag der Davongekommenen“ bezeichnen, denn seit 1936 hatten die „kompetenten Organe“ gründlich gearbeitet. Am Vorabend des XVIII. Parteitages waren von den 139 Mitgliedern und Kandidaten des alten ZK 32 noch in Freiheit. 5 Mitglieder und Kandidaten waren in der Berichtsperiode aus natürlichen Ursachen gestorben, Kirow war am 1. Dezember 1934 unter ungeklärten Umständen ermordet worden, 4 Mitglieder und Kandidaten hatten Selbstmord begangen, die übrigen waren von der „strafenden Hand des Sowjetvolkes“ zur Verantwortung gezogen worden. Von 1966 Delegierten des Parteitags von 1934 waren 1103 verhaftet und 848 erschossen worden. Weiterlesen

„Frankreich und England überfielen Deutschland“: Vor 65 Jahren: Stalin, Molotow und die Komintern über den Zweiten Weltkrieg – „Man kann die Ideologie des Hitlerismus annehmen oder ablehnen, das ist eine Sache der politischen Anschauungen“

Von Hans-Werner Klausen

Am Abend des 29. November 1939 sendete der Moskauer Rundfunk die Antwort Stalins auf die Frage eines Redakteurs der „Prawda“. Diese Antwort Stalins, die am 30. November 1939 in der „Prawda“ gedruckt wurde, war die erste öffentliche Äußerung des „Vaters der Völker“ seit dem XVIII. Parteitag der KPdSU im März 1939. In Deutschland ist dieses bemerkenswerte Interview Stalins nur wenig bekannt, denn sowohl die SED nach 1945 als auch die maoistisch-stalinistischen „K-Gruppen“ der siebziger Jahre in Westdeutschland hatten aus naheliegenden Gründen kein Interesse an der Verbreitung dieses Textes. Hier zunächst der Text des Stalin-Interviews; der deutsche Text ist wiedergegeben nach der Zeitschrift „Die Welt“ (deutschsprachige Wochenzeitschrift der Komintern von 1939 bis 1943, erschien in Stockholm) vom 7. Dezember 1939 (Nr. 14): Weiterlesen

Kompetente Organe: Von der Tscheka zum KGB – eine sowjetische Behörde und ihre Leiter

Von Hans-Werner Klausen

Am 20. Dezember diesen Jahres (2006) feierten die Angehörigen der russischen Geheimdienste ihr Berufsfest. Bis 1995 wurde es als „Tag der Tschekisten“ begangen. 1995 wurde er zum „Tag der Mitarbeiter der russischen Geheimdienste“ erklärt. Der offizielle Berufsfeiertag wurde durch ein Dekret des ersten russischen Präsidenten Boris Jelzin eingeführt. Der 20. Dezember ist der Tag, an dem im Jahre 1917 der Rat der Volkskommissare die Gründung der „Gesamtrussischen Außerordentlichen Kommission zur Bekämpfung von Konterrevolution und Sabotage“ (Tscheka, nach dem russischen Initialen für „Außerordentliche Kommission“) verfügte. Aus diesem Anlaß wollen wir auf die Geschichte der kompetenten Organe in der Zeit von 1917 bis 1991 zurückblicken. Weiterlesen

Das Ende eines Machtkampfs – Vor 75 Jahren wurde Trotzki aus der Sowjetunion ausgewiesen

Leo Trotzki in Mexiko

Von Hans-Werner Klausen

Am 20. Januar 1929 übergab ein Bevollmächtigter der GPU dem seit 1928 in Alma-Ata in der Verbannung lebenden Trotzki die Kopie dieses Beschlusses: „Auszug aus dem Protokoll der Sondersitzung des Präsidiums der OGPU, 18. Januar 1929. Wir verhandelten: Den Fall des Bürgers Trotzki Lew Dawydowitsch gemäß Artikel 58 Absatz 10 des Strafgesetzbuchs und beschuldigen ihn konterrevolutionärer Betätigung durch den Aufbau einer illegalen antisowjetischen Partei, deren Aktivitäten in letzter Zeit darauf abzielten, antisowjetische Reden zu provozieren und den bewaffneten Kampf gegen die Sowjetmacht vorzubereiten. Wir haben verfügt: Bürger Trotzki Lew Dawydowitsch aus dem Territorium der UdSSR auszuweisen.“ Weiterlesen